Pressekonferenz: Arbeitsmarktpolitik für alle
Foto FAB: v.l.n.r. Andreas Bleimschein (FAB Transitmitarbeiter der offenen Kantine), Mag. Günther Dachs (Geschäftsfeldleiter FAB Sozialbetriebe und ProWork) und Markus Spari (Betriebsleiter FABERS - die offene Kantine im FAB)
Heute fand in Kooperation mit arbeit plus österreichweit eine hybride Pressekonferenz anlässlich des Tages der Arbeitslosen am 30.4. statt. Externe Redner*innen wurden dabei online zugeschaltet. In Linz wurde die Veranstaltung in Kooperation mit FAB durchgeführt. In Graz und Salzburg bestand ebenfalls die Möglichkeit einer Präsenzteilnahme mit Interviewmöglichkeiten vor Ort. Diskutiert wurden neue Lösungen für langzeitarbeitslose Menschen.
Denn auch wenn sich die Lage am Arbeitsmarkt entspannt, beobachtet man eine Verfestigung von Langzeitarbeitslosigkeit bei speziellen Zielgruppen. Ältere Menschen, Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Einschränkungen, Eltern mit Betreuungspflichten aber auch Menschen, die ihre Eltern pflegen, sind besonders betroffen.
Sabine Rehbichler (Geschäftsführerin arbeit plus) sieht deshalb genauso wie Martin Schenk (Armutskonferenz), Manuela Vollmann (arbeit plus Vorstandsvorsitzende) und Silvia Kunz (Geschäftsführerin FAB) dringenden Handlungsbedarf bei der Politik. Denn der Anteil der Langzeitarbeitslosen ist massiv gestiegen und strukturelle Schwachstellen müssen nun dringend beseitigt werden.
Mehr dazu finden Sie in der Unterlage zur Pressekonferenz.
FAB MEDIEN-INFO
PRESSEKONFERENZ - TAG DER ARBEITSLOSE
Linz, 29. April 2022 | 10:00 – 11:00 Uhr
ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR ALLE
arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich fordert anlässlich des Tages der Arbeitslosen endlich arbeitsmarktpolitische Lösungen, die niemanden zurücklassen
WIEN/LINZ. AMS und Arbeitsministerium vermelden positive Zahlen. Aber viele Menschen sind nicht in der Lage, mit den Arbeitsbedingungen und dem Takt, den der Arbeitsmarkt vorgibt, mitzuhalten.
Wir von arbeit plus, dem Netzwerk von mehr als 200 Sozialen Unternehmen in ganz Österreich beobachten: Für Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Problemen hat sich die Situation am Arbeitsmarkt verschärft. Aber auch für Menschen, die Kinder betreuen oder Eltern pflegen, ist es enger geworden. Auch ältere Menschen sind ausgeschlossen. Diese Menschen sind die Zielgruppe von arbeit plus. Sie sind schwerer vermittelbar als vor Corona, weil ihre Lebensumstände durch die Belastungen der Pandemie schwieriger geworden sind.
„Unserer Erfahrung nach wollen 99,5% der Menschen arbeiten. Dazu müssen aber die Rahmenbedingungen passen, der Arbeitsmarkt muss sich verändern und es braucht eine Arbeitsmarktpolitik für alle Menschen – das kommt auch dem Ruf der Wirtschaft nach Arbeitskräften zugute,“ betont Mag.a Sabine Rehbichler, Geschäftsführerin von arbeit plus - Soziale Unternehmen Österreich.
„Jede dritte Person ist von Verringerung des Haushaltseinkommens betroffen, besonders Arbeitslose, prekär Beschäftigte, Alleinerziehende und Kinder. Jetzt werden Energie, Mieten und Lebensmittel teurer. In ganz Österreich wird nach Möglichkeiten gesucht, wie man die Betroffenen am besten vor dem Absturz bewahrt. Nur in der Arbeitsmarktpolitik schließt man noch immer nicht aus, bei den am meisten Gefährdeten zu kürzen. Alle Studien aus der Krise zeigen, wie wichtig ein existenzsicherndes und gutes Arbeitslosengeld ist, wie massiv sich beengtes Wohnen auf Bildung und Gesundheit der Kinder auswirkt - und wie stark Depressionen und Einsamkeit mit Existenzangst verbunden sind.“ so Mag. Martin Schenk von der Armutskonferenz.
„Die Transformation am Arbeitsmarkt bietet neue Chancen in verschiedensten Berufen. Zukünftig wird es noch mehr darum gehen, Anpassungsfähigkeit, Umweltbewusstsein, Innovationsfähigkeit, Kommunikations- und Verhandlungsfähigkeit zu erwerben. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, braucht es die Verbindung von Arbeiten und Lernen und Beschäftigungsmodelle, die das Erlernen dieser Fachkenntnisse und Fähigkeiten praxisnah ermöglichen,“ betont arbeit plus Vorstandsvorsitzende Mag.a Manuela Vollmann die Rolle Sozialer Unternehmen.
Langfristig ist die Verwaltung von Arbeitslosigkeit teurer als arbeitsmarktpolitische Förderprogramme. Keine Arbeit zu haben, verstärkt die sozialen Probleme und nimmt den Menschen die Chance auf nachhaltige Veränderung. Daher braucht es eine aktive
Arbeitsmarktpolitik, neue Modelle und alternative Lösungen für Menschen, die mit dem Tempo am ersten Arbeitsmarkt noch nicht mithalten können.
Soziale Unternehmen unterstützen mit ihrer langjährigen Erfahrung Menschen dabei, wieder am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Damit das gelingt, braucht es längerfristige Lösungen für Menschen, die schon länger als ein Jahr arbeitslos.
Sozialunternehmen FAB sieht Lösung in dauerhafteren Beschäftigungsmodellen.
FAB unterstützt bundesweit pro Jahr mehr als 26.000 arbeitssuchende Menschen in ihren beruflichen und persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten. Durch Angebote im Bereich der Beratung, Qualifizierung und Beschäftigung können so die beruflichen Chancen der Menschen erhöht werden, die eine zumeist schlechte soziale Ausgangssituation haben.
Mit Blick auf die zunehmende Verfestigung von Langzeitarbeitslosigkeit bei verschiedenen Gruppen sieht FAB aber nun akuten Handlungsbedarf. Denn es gibt beides, den Fachkräftemangel der Wirtschaft und parallel dazu große Personengruppen, die sich längerfristig schwer tun am Arbeitsmarkt unterzukommen. Die Politik ist somit gefordert neue Wege zu beschreiten.
Mag.a Silvia Kunz, Geschäftsführerin FAB, sagt zu den derzeitigen Rahmenbedingungen und der zukünftigen Entwicklung: „Trotz der guten wirtschaftlichen Lage braucht es geförderte, dauerhaftere Arbeit für Menschen, die längerfristig gefährdet sind, keine Arbeit zu finden. Geförderte Beschäftigung für bestimmte Zielgruppen ist volkswirtschaftlich immer günstiger als langfristige Arbeitslosigkeit und individuell bietet es die Chance auf gesellschaftliche Teilhabe. In dieser Situation des Mangels an Arbeitskräften müssen wir das Potenzial von arbeitsuchenden Menschen heben und individuell an den Integrationschancen arbeiten.“
Die Forderungen von arbeit plus, dem Netzwerk Sozialer Unternehmen in Österreich
- Es braucht alternative Beschäftigungsinitiativen, die regionale Kreislaufwirtschaft im Sinne der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit unterstützen.
- Gleichstellung von Frauen und Männern muss gefördert werden, indem wir endlich Kinderbetreuung ausbauen und durch gerechtere Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit Arbeitsplätze schaffen.
- Wir fordern längerfristige geförderte Beschäftigung, die Perspektiven und gerechte Entlohnung für jene bietet, die nicht in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden können - und innovativ gesellschaftliche Bedürfnisse deckt.
- Vermehrte Förderung von treffsicheren Modellen, die Arbeiten und Lernen verbinden und „Training on the Job“ anbieten. Unternehmenskooperationen und die Verzahnung von Wirtschaft und sozialen und ökologischen Ansprüchen muss verbessert werden.
arbeit plus ist das österreichweite Netzwerk von 200 gemeinnützigen Sozialen Unternehmen, die mit Beratung, Qualifizierung und Beschäftigung benachteiligte Menschen beim beruflichen (Wieder-)Einstieg unterstützen.
RÜCKFRAGEN UND KONTAKT
arbeit plus ÖA: Mag.a Christine Newald, christine.newald@arbeitplus.at, Mobil: +43 676 734 73 00
FAB ÖA: Mag.a Gertrude Bleier, gertrude.bleier@fab.at, Mobil: +43 664 8242575
Fotocredit FAB - siehe Bildergalerie